Einstein-Syndrom

7.                      Selbstvertrauen

 

„Eine wirklich gute Idee erkennt man daran,

dass ihre Verwirklichung von vorneherein

ausgeschlossen erscheint.“

 

 

Menschen mit dem Einstein-Syndrom werden häufig durch andere Menschen von ihrer persönlichen Überzeugung abgedrängt, wenn sie zum Beispiel einer Idee nachgehen, sie diese aber gleich darauf wieder verwerfen, weil sie von ihren Mitmenschen belächelt, negativ bewertet oder einfach nur schlecht geredet wird.

Das rührt daher, dass uns das positive Grundgefühl fehlt, welches zum Erhalt unserer Überzeugung so dringend erforderlich wäre. Aus dem Gefühl heraus ein Versager zu sein, suchen wir regelrecht nach Überzeugungsvernichtenden Zweifeln und Ausreden, weil wir aus Angst davor, die an uns gerichteten persönlichen Erwartungen nicht erfüllen zu können, lieber schon von vornherein aufgeben. Dann heißt es:

 

„Es ist doch sinnlos. Ich kann es sowieso keinem recht machen.“

„Das wird doch nichts, ich hab noch nie etwas wirklich Gutes vollbracht.“

„Alleine schaffe ich das nicht und mir will eh niemand helfen.“

„Die anderen haben vielleicht Recht. Ich sollte es besser lassen.“

 

Einsteins Selbstunsicherheit:

…››Die Berliner spekulieren mit mir wie mit einem prämiierten Leghuhn; aber ich weiß nicht, ob ich noch Eier legen kann!‹‹… (Strauch [52], S. 105)

 

Dabei sind Befragungen und Meinungen unserer Mitmenschen vollkommen überflüssig, haben wir unsere Idee durch die persönliche Unentschlossenheit und Selbstkritik mit intensiven Grübeleien selbst längst gründlich hinterfragt, um alle absehbaren Hindernisse und Widersprüche auszuschließen. Würden wir jetzt aus unseren inneren Überzeugung heraus nicht mehr an eine Erfolgversprechung glauben, hätten wir das misstrauische grübeln und zweifeln über unsere Idee längst aufgegeben, und diese einfach verworfen und vergessen.

 

Einstein über seine angezweifelte und noch nicht bewiesene Relativitätstheorie:

››Ich bin im Stillen ziemlich fest überzeugt, dass die Lichtstrahlen tatsächlich eine Krümmung erfahren.‹‹ (Strauch [8], S. 100)

 

Es ist das Selbstwertgefühl, welches aus den Lebenserfahrungen heraus darüber entscheidet, ob wir von unseren eigenen Fähigkeiten überzeugt sind und zu einer selbstsicheren Persönlichkeit heranwachsen oder doch eher zu einem Kleingeist verkümmern, der sein wirkliches Potenzial niemals entfalten wird. Traurigerweise trifft Letzteres dabei überwiegend zu.

 

Einsteins wiederkehrende große Selbstzweifel:

…››Meine Arbeit aus dem letzten Sommer taugt nichts.‹‹…

(Strauch [86], S. 173)

 

››Dann bleibt von meinem ganzen Luftschloß inclusive der Gravitationstheorie nichts bestehen.‹‹ Dass dem keineswegs so ist, haben Wissenschaftler bis heute immer wieder betont; aber es zeigt doch die Einsamkeit, in der Einstein lebt und denkt…

(Strauch [9], S. 260)

 

Einstein-Syndrom-Menschen brauchen gelegentlich einen Schulterklopfer. Uns fehlt nur eine kleine Motivation, ein Zuspruch, eine Bestätigung, ein kleiner Schups, der unsere Selbstverwirklichung in Gang setzt. Daher ist es überaus wichtig unsere Meinungen und Gedanken zu respektieren und sie von Anfang an wirklich ernst zu nehmen, statt uns gleich aufprallen zu lassen, auch wenn man selbst noch nicht von unserer Idee überzeugt ist. Oft reicht es uns erstmal nur anzuhören und abzuwarten, da schon hinter unserer kleinsten Idee ein enormes aber überaus zerbrechliches Potenzial stecken kann, das meist unerkannt bleibt.

 

Es sind unsere großen Ideen und Erkenntnisse, die wir am meisten scheuen, weil diese am weitesten von dem Verständnis und der Überzeugung Anderer entfernt sind.

 

 

 

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Einstein-Syndrom 2012-12-21  |  Copyright © 2014 Dirk Lostak