Einstein-Syndrom

10.            Fantasie und Gedächtnis

 

„Phantasie ist wichtiger als Wissen,

denn Wissen ist begrenzt.“ 

 

 

10.1 Vorstellungskraft (Fantasie)

 

Obwohl Menschen mit dem Einstein-Syndrom ihr Leben lang als konfuse und vergessliche Persönlichkeiten wahrgenommen und etikettiert werden, haben wir alle eine außergewöhnliche Begabung. Wir verfügen über eine sehr ausgeprägte Phantasie mit kreativen Denkmethoden, welche konventionelle Denkmuster in Frage stellen.

 

Wir sind wahre Querdenker. Wir leben in einer Gedankenwelt voller Bilder und Emotionen und verfügen über eine assoziative Denkweise. Das heißt, wir denken vielschichtig. Wir können aufgenommene Sinneswahrnehmungen unbewusst verändern und mithilfe unserer Phantasie ganz neue Wahrnehmungen erzeugen indem wir unser ausgeprägtes räumliches Vorstellungsvermögen einsetzen. Dabei sehen wir unsere Gedanken, Erlebnisse und Ideen als Bilder direkt vor Augen und sind in der Lage große Mengen von relativ verstreuten Informationen, zu verarbeiten und anzuwenden.

 

Diese Begabung wird uns allen zuteil, doch ist sie unter den Hypersensiblen von uns besonders stark ausgeprägt. Diese Menschen wirken eher gelassen, oft motorisch verlangsamt, wenn nicht sogar träge und können sich nur schlecht motivieren. Sie sind zurückhaltend, in sich gekehrt und fallen nur selten auf. Es sind die Introvertierten, die meist schüchtern und gehemmt sind.

 

Sie sind die Tagträumer, die stillen Kinder, die in Klassenzimmern hinten sitzen und während des Unterrichts aus dem Fenster schauen, während sie mit offenen Augen vor sich hin träumen. Sie stören nur selten und sind oft so unauffällig, dass man sie sogar übersieht.

Als Erwachsene starren sie mit leerem Blick auf den Boden während sie in einer Unterhaltung höflich und liebenswürdig nicken, obwohl sie gar nicht mitbekommen haben, was überhaupt gesagt worden ist. Sie stehlen sich leise davon und schweifen ab. Bei ihren Tagesarbeiten driften sie einfach weg oder verlieren sich beim Lesen mitten auf einer Seite in ihren Gedanken. Sie kommen nicht in die Gänge und brauchen oft ewig dazu eine Aufgabe zu lösen oder sich zu organisieren. Sie sind manchmal umständlich, häufig energielos, oft nachdenklich und ständig verträumt.

Das rührt daher, dass wir Tagträumer uns durch unsere hohe Empfindlichkeit leichter ablenken lassen. Dabei entfernt sich unsere Aufmerksamkeit von den äußeren Reizen der Umwelt, von Einflüssen und Aufgaben und wendet sich der inneren Welt zu. Das Tagträumen kann bewusst herbeigeführt und willentlich gesteuert werden oder entfaltet sich ganz von selbst. Dies resultiert aus fünf verschiedenen Gründen:


 

10.1.1 Gründe:

 

Kreativität

 

Wir haben eine schöpferische Denkweise. Wir lassen uns leicht inspirieren und gestalten Informationen zu Innovationen. Hierbei nutzen wir unsere ausgeprägte Phantasie beispielsweise zum Kreieren neuer Melodien. Wir können unter Dusche stehen und währenddessen eigene Lieder komponieren, die wir dann später auf unserem Musikinstrument ausprobieren.

 

Einstein über seine Kreativität:

…››Ich habe in der Ruhe der Krankheit ein wundervolles Ei gelegt auf dem Gebiet der allgemeinen Relativität.‹‹…

(Strauch [39], S. 171)

 

 

Problemlösung

 

Bei der Problemlösung verlieren wir uns durch Sorgen oder Eingebung in Sachverhalte in unseren Tagträumen. Zum Beispiel bei der Suche nach Problemlösungsstrategien in einem Konflikt:

 

„Wenn ich mal wieder Streit mit meinen Freund habe, meint es meine beste Freundin immer gut mit mir und versucht mich dann abzulenken, indem wir was unternehmen. Ich kann aber währenddessen einfach nichts anderes tun, als mit meinen Gedanken nach einer Lösung für unsere Probleme zu suchen, obwohl es fast aussichtslos scheint.“ (Betroffene)

 

Unser Hang zur Problemlösung resultiert aus unserer inneren Logik und dem ausgeprägten Gemeinschaftsgefühl.

 

 

Langeweile

 

Hierbei überbrücken wir mit unseren Tagträumen uninteressante Situationen. Dabei driften wir in unsere Gedankenwelt weg und beschäftigen uns mit interessanteren Dingen. Der Grund hierfür ist unsere absolute Intoleranz gegenüber Langeweile:

 

„Manchmal stehe ich an einer Kreuzung und weiß gar nicht mehr, wie ich dorthin gekommen bin. Dabei sind mir so viele Gedanken durch den Kopf gegangen, dass ich jedes Gefühl für die vergangene Zeit und zurückgelegte Entfernung verloren habe.“ (Betroffener)

 

 

„Meine Freundin erzählt mir manchmal sehr ausführlich von Dingen, die mich nicht wirklich interessieren. Es kommt dann vor, dass ich verträumt in meinen Kaffee rühre und den Strudel beobachte, bis sie mich fragt, ob ich überhaupt zuhöre.“ (Betroffene)


 

Einsamkeit

 

In Momenten, in denen wir allein sind, werden wir unmittelbar von einer Gedankenflut erfasst, wenn wir nicht gerade mit etwas wirklich Interessantem oder Aufregendem beschäftigt sind. Ein Grund, warum wir Situationen oder Sachverhalte besser nachempfinden und verstehen können, wenn wir uns zurückziehen:

 

„Wenn ich an einem Problem verzweifle, gehe ich gern etwas spazieren, dann erscheint plötzlich alles viel klarer und die Lösung ist bald da.“ (Betroffene)

 

 

Reizüberflutung

 

Bei zu vielen äußeren Einflüssen grenzen wir uns durch die Flucht in unsere Gedankenwelt ab. Da wir bedingt durch unsere Sensibilität extrem auf äußere Reize reagieren, also sehr stark ablenkbar sind, schützen wir und mit dieser mentalen Entspannung somit vor einer Reizüberflutung. Hierbei würden wir durch unsere Sinne sonst so viele Reize gleichzeitig aufnehmen, so dass diese nicht mehr verarbeitet werden können und bei uns zu einer psychischen Überforderung führen würden, welche dann Stress, aggressive Reaktionen und emotionale Erschöpfung auslöst.

 

…Ich bin auch nicht mehr so kopflos. Ich wusste vorher gar nicht, dass ich kopflos bin, aber ich glaube, dass das einer der Gründe dafür war, warum ich Konflikten ausgewichen bin und mich unter Menschen angespannt fühlte…

(Hallowell/Ratey [26] , S. 157)

 

 

10.1.2 Verschiedene Arten:

 

Es gibt drei verschiedene Arten, in denen unsere Tagträume zu unterscheiden sind. Sie geben uns ein Gefühl für die Zusammenhänge unserer Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und werden in Assoziation und Reproduktion von Sinneseindrücken unterschieden. Die reproduktive Vorstellungskraft stellt dabei die Wirklichkeit dar, die nachempfunden wird während die produktive, schöpferische Vorstellungskraft auf die Verknüpfung von Sinneseindrücken zurückzuführen ist:


 

Phantasieren

Wir verfügen über eine blühende Phantasie mit komplexen „innere Welten“. Dies ist auf die Fähigkeit der Raumvorstellung zurückzuführen, welche ein visuelles Denken ermöglicht. Die Imagination, dass bedeutet die bildhaft anschauliche Vorstellung, ist die Fähigkeit gegenwärtige Situationen, Vorgänge, Gegenstände und Personen bei wachem Bewusstsein als innere bzw. mentale Bilder wahrzunehmen. Ein innerer Dialog, bei dem unsere Aufmerksamkeit zwischen Realität und Phantasie pendelt.

Gleichzeitig umfasst sie den aktiven Umgang mit im Gedächtnis gespeicherten dreidimensionalen Vorstellungsbildern und ermöglicht die Veränderung zu völlig neuen Vorstellungen. Das bedeutet, dass wir Emotionen zu Fiktionen kreieren und diese an die Realität anpassen können. Wir haben eine ausgesprochene Liebe dafür, uns irgendwelche Dinge in unserer Phantasie auszumalen und zu neuen Ideen auszuarbeiten.

Schon als Kinder entwerfen wir eigene Szenarien in unserer Phantasie, denken uns Fabelwesen aus oder erkennen in bizarren Objekten Gesichter und Tiere. Als Erwachsene beeindrucken wir dann mit unseren kreativen Fähigkeiten als Künstler, Musiker, Dichter, Designer, Ingenieure oder Regisseure. Wir schreiben Theaterstücke, malen Gemälde, oder konstruieren neue Bauwerke in unserer Vorstellung.

 

 

Mentale Vorbereitung

Hierbei bereiten wir uns geistig auf ein bevorstehendes Ereignis vor indem wir uns vorstellen, was uns erwarten könnte. Dabei durchleben wir die Situation vorab emotional und können dadurch potenzielle Hindernisse, Gefahren oder Vorteile erahnen und uns gefühlsmäßig auf das Ereignis einstellen. Dies geschieht durch eine „geistiges aufwärmen“. Wir motivieren uns durch Euphorie oder schützen uns mit einer erhöhten Anspannung und Vigilanz.

 

Einstein-Syndrom-Kinder hüpfen vor aufregenden Ereignissen oft euphorisch umher oder verhalten sich vor belastenden Situationen ängstlich und nervös. Als Erwachsene laufen wir unruhig auf und ab oder starren nachdenklich aus dem Fenster, während wir uns emotional auf das Ereignis vorbereiten.

 

 

Grübeln

Unsere Grübeleien sind das Nachempfinden einer Emotion oder Situation, ein mentaler Nachklang. Dabei verlieren wir uns in unsere Gedanken, während wir mit unserer Tagesarbeit nicht zu Rande kommen. Das rührt daher, dass unser Bewusstsein zwangsläufig auf Problemlösung und Verständnis ausgerichtet ist.

 

Verstehen bedeutet dabei nicht nur die Kenntnisnahme eines Sachverhalts oder die Interpretation von Zusammenhängen. Es ist ein geistiges Begreifen, eine Eingebung in die Kausalität von Ursache und Wirkung und das Nachempfinden von Prozessen in unserer Phantasie.

Hierbei verfügen wir über eine ausgesprochen intuitive Vorstellungskraft und denken in größeren Zusammenhängen. Die Abläufe der Denkprozesse verlaufen zwar langsamer, aber dafür präziser und vielschichtiger:

 

…Es passiert mir regelmäßig, dass ich bei Diskussionen oder an Sitzungen zunächst lange zuhöre. Wird dabei eine neue Idee oder ein neuer Zusammenhang erklärt oder diskutiert, über den ich mir bisher noch nie Gedanken gemacht habe, so dauert es bei mir auffallend länger, bis ich die Zusammenhänge überblicke und verstehe…

…Die Verarbeitung neuer Gedanken und Eindrücke läuft langsam, das Resultat ist jedoch dann von hoher Qualität…

(Ryffel-Rawak [16], S. 40)

 

Das Denken in unterschiedliche Richtungen und das Verlassen der gewohnten Wege des Denkens, um neue Sichtweisen zu entwickeln, ist die Fähigkeit Gegenstände, Informationen und Ideen aus anderen Perspektiven zu sehen. Situationen, eigene Gedanken und selbst weit hergeholte Zusammenhänge liegen uns dabei in einer sehr hohen „geistigen Auflösung“ vor. Diese Informationen werden geistig integriert und verarbeitet:

 

…Ich denke nach, was ich im Gespräch mit einem Freund am vorigen Tag noch hätte sagen können. Manchmal baue ich in meinen Gedanken einen ganzen Dialog auf. Ich träume mitten am Tag, z. B. vom letzten Sieg meiner Fußballmannschaft, kürzlichen Erfolgen in der Schule und im Hobby, oder ich freue mich auf zukünftige Pläne. Natürlich haben auch Sorgen und schlechte Dinge Platz in meinem Kopf…

(Ryffel-Rawak [17], S. 36)

 

Dadurch können wir ein Problemgebiet in Gedanken gründlich durchdringen und nach emotionalem Verständnis durch entwickelte Strategien lösen. Dieses Grübeln geschieht willentlich oder zwangsläufig und benötigt viel Zeit und Energie. Es ist wie ein Puzzle, das wir vollenden möchten. Und wenn wir die einzelnen Teile nicht gleich zuordnen können, machen wir uns in unserer Gedankenwelt drüber her, bis die Lösung da ist.

 

Die Tagträumer unter den Einstein-Syndrom-Menschen sind die geborenen Wissenschaftler, Forscher und Strategen der Welt, deren Verständnis uns immer wieder zu neuen Entdeckungen führt, deren Erfindergeist uns neue Techniken bringt und deren Problemlösungsstrategien unsere Unternehmungen.

Vielleicht liegt es an der Art, wie das Einstein-Syndrom zum Ausdruck kommt. Bei diesen Menschen ist die Ablenkung durch eigene Gedanken das Hauptproblem. Sie sind jetzt hier und im nächsten Moment schon ganz weit weg. Ihre ausgeprägte Phantasie ist eine Vielzahl von kleinen Bächen, die in einem großen Gedankenfluss münden, dessen Strömung sie nicht entkommen.

Sie sind die Sensibelsten aber auch die Begabtesten unter uns. Sie sind die Visionäre und Pioniere unserer Welt. Sie haben die kreativsten Gedanken, die genialsten Ideen und eine überragende Vorstellungskraft.

 

 


 

 

10.2 Gedächtnis

 

Allerdings wirken die meisten von uns auf ihre Mitmenschen mehr vergesslich als hochbegabt, denn unser Gedächtnis speichert Informationen anders, als gewöhnliche Menschen.

Es ist auf Sinneswahrnehmungen ausgerichtet, die als Emotion mit der entsprechenden Information zu einem speziellen Gefühl verknüpft werden. Dieses Gefühl, das heißt das spürbar einsetzende Erleben einer Emotion und die damit verbundene Information, wird bewusst gemacht und somit zugänglich und steuerbar, indem es durch eine ähnliche Situation wieder ausgelöst wird.

So kann schon ein bestimmtes Geräusch ein Gefühl auslösen, dass uns an ein Erlebnis aus der Vergangenheit erinnert. Diese damit verbundenen Informationen können in unseren Tagträumen als Emotionen noch einmal nachempfunden wird. Wir erinnern uns bei einer Melodie noch genau daran, wo und wann wir sie das erste Mal gehört hat, was alles um uns herum geschah, wer mit uns dieses Erlebnis teilte, ob es warm oder kalt war und ob wir traurig oder glücklich gewesen sind. All diese Emotionen werden im Gedächtnis zu einem positiven oder negativen Erlebnisgefühl verknüpft.

 

Informationen, die nicht emotional aufgenommen werden, verschwinden dagegen in kürzester Zeit wieder aus unserem Gedächtnis. Dies lässt sich anhand von Texten sehr gut erkennen. Während gewöhnliche Menschen den Inhalt eines Buchs noch lange Zeit ausführlich wiedergeben können, vergessen wir die meisten Informationen nach einer kurzen Weile größtenteils wieder. Dadurch können wir den Inhalt nur oberflächlich wiedergeben. Ein weiters Beispiel ist das Auswendiglernen. Vor allem das bezuglose Lernen von Vokabeln für Fremdsprachen gestaltet sich als schwierig:

 

Einsteins Probleme mit Fremdsprachen:

…››Ich lerne auch Englisch, will aber in meinem alten Hirnkasten nicht haften.‹‹…

…In der Schule hatte er Unterricht in französischer Sprache gehabt, in seiner Jugendzeit die italienische Sprache leidlich gelernt, aber mit Englisch kommt er nicht klar… (Strauch [50], S. 194)

 

Daher kann es geradezu lähmend für uns sein, wenn wir uns nicht darauf verlassen können, dass unser Gedächtnis sich an die Dinge erinnert, an die es sich eigentlich erinnern sollte. Schon in der Schule macht sich das bemerkbar. Viele von uns haben mit Lernstörungen zu kämpfen. Was im Unterricht besprochen wurde, ist meist zuhause schon wieder vergessen und muss nachgeholt werden. Auch bei Prüfungsvorbereitungen ist an eine langfristige Vorbereitung nicht zu denken, da wir die entscheidende Einzelheiten des Lehrstoffs schon nach einigen Tagen wieder vergessen haben. So beginnen viele von uns erst einen Tag vor der Prüfung mit ihrer Vorbereitung, besonders dann, wenn galt etwas auswendig zu lernen.


…Einmal hörte ich in einer Probe tatsächlich die Anweisung des Lehrers, ein Prüfungsblatt sei doppelseitig bedruckt. Doch diese Information vergaß ich während der Prüfung wieder, sodass ich nur die Vorderseite löste…

(Ryffel-Rawak [19], S. 135)

 

Einstein über sein Gedächtnis:

…››Bildung ist das, was übrig bleibt, wenn man alles vergessen hat, was man in der Schule gelernt hat‹‹… (Strauch [51],  S. 13)

 

Trotzdem ist es auch uns möglich Informationen aus Texten und Worten langfristig zu speichern, wenn wir die entsprechende Informationen mit Emotionen verbinden können, indem wir sie zum Beispiel visualisieren, das bedeutet bildhaft machen. Dies ist in der Physik gut möglich, wo sich anhand praktischer Beispiele komplexe Begriffe gut erläutern lassen. Durch die beispielhafte Veranschaulichung, werden Informationen in Verbindung mit Emotionen auch langfristig gespeichert.

 

„Ich erinnere mich noch an das Erlebnis, als ich das erste Mal einen Regenbogen sah. Als uns in der Schule erklärt wurde, wie ein Regenbogen entsteht, konnte ich diese Information mit meiner Erinnerung verbinden. Obwohl das nun sehr viele Jahre her ist, habe ich diese Informationen noch immer im Kopf, wenn ich einen Regenbogen sehe.“ (Betroffener)

 

Da unser Gedächtnis heutzutage jedoch wegen der permanenten Informationsaufnahme durch die Medien, wie das Fernsehen, Radio und Internet völlig überlastet und in seiner Verarbeitung dadurch stark beeinträchtigt wird, erinnern wir uns mit zunehmendem Alter immer seltener an Informationen, die wir persönlich aber als wichtig empfinden, wie zum Beispiel zur Organisation, zur Weiterbildung und für soziale Verständigung.

Die hohe Informationsdichte, welche unser Gehirn zu bewältigen hat, führt zur Überlastung unserer geistigen und psychischen Kapazitäten.

 

…Außerdem geht mir vieles zu schnell. Ich bräuchte mehr Bedenkzeit, um mir klarer darüber zu werden, was eigentlich gesagt oder gemeint war. Wenn ich mir dann zu Hause die Zeit zum Nachdenken nehmen wollte, war es oftmals schon wieder vergessen… (Ryffel-Rawak [20], S. 56)

 

Deshalb muss in unserem Gedächtnis der entsprechende Gedächtnisabruf gesteuert, organisiert und strukturiert werden. Dazu gehört beispielsweise die Fähigkeit, nach Analyse einer Textaufgabe diese unter Einbeziehung von Rechenregeln im Kopf wieder zusammen zu setzten. Anderen Menschen gelingt dies ohne Probleme. Wir haben im Erwachsenenalter bei komplexen Aufgaben jedoch auch mit hoher Begabung Schwierigkeiten an der Lösung zu arbeiten, wenn wir nicht Zettel und Bleistift als externe Speicherhilfe nutzen dürfen. Schon aus dem Grund, weil wir in der Mitte der Aufgabe bereits wieder entscheidende Informationen vergessen haben.


Auf die Frage, wie hoch die Schallgeschwindigkeit sei, antwortete Einstein einmal:

„Weiß ich nicht. Ich beschwere mein Gedächtnis nicht mit Tatsachen, die ich in meinem Konservationslexikon finden kann.“

 

Dennoch sind wir diejenigen, die den Fortschritt in unserer Zivilisation vorantreiben, die den Rest der Menschheit immer wieder zum Staunen bringen, die unsere Welt kreativer, einfacher und verständnisvoller machen.

 

Nach dem Motto: „Ich mach mir die Welt, widewide wie sie mir gefällt.“

 

 

 

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Einstein-Syndrom 2012-12-21  |  Copyright © 2014 Dirk Lostak