Einstein-Syndrom

Kriterien für Erwachsene

 

 

Es gibt es besondere Kriterien, welche Betroffene nachempfinden können und in denen sie sich wiedererkennen. Sie ermöglichen eine zusammenfassende Beschreibung des Gefühlszustands und der Verhaltensweisen des Individuums:


 

  • Ein Gefühl von Leistungsschwäche, nicht die Ziele erreicht zu haben, die man sich gesteckt hat, ungeachtet dessen, wieviel man tatsächlich geleistet hat.

  • Schwierigkeiten mit der Organisation des alltäglichen Lebens. Ohne die Ordnungszwänge der Schule im Hintergrund und ohne die Eltern in der Nähe, die Ordnung schaffen, zeigen sich Betroffene den Anforderungen des Alltagslebens möglicherweise nicht gewachsen, weil sie eine Verabredung versäumt, den Schlüssel verloren, oder einen Termin vergessen haben.

  • Chronisches Auf-die-lange-Bank-schieben. Mühe eine Sache anzufangen. Der Betroffene widmet sich immer wieder lieber anderen Dingen, da er die Aufgabe als zu anstrengend oder langweilig empfindet.

  • Schwierigkeiten eine Sache durchzuziehen. Eine Sprunghaftigkeit immer von einer Aufgabe zu einer Neuen zu wechseln und nie etwas wirklich zu beenden.

  • Eine Neigung zu Sagen, was einem gerade in dem Sinn kommt, ohne die nötige Überlegung, ob es der richtige Zeitpunkt oder die passende Gelegenheit für die Bemerkung ist.

  • Häufige Jagd nach Stimulierung. Immer auf der Suche nach neuen, interessanten, aufregenden, fesselnden und waghalsigen Situationen.

  • Mangelnde Toleranz gegenüber Langeweile. Betroffene werden unruhig und sofort aktiv ihre Aufmerksamkeit auf etwas Neues zu verlegen.

  • Leichte Ablenkbarkeit. Probleme die Aufmerksamkeit zu fokussieren. Eine Neigung, mitten auf einer Seite oder in einem Gespräch abzuschalten, in Gedanken abzuschweifen oder sich auf eine neue Situation zu konzentrieren oder einen anderen Gedanken zu folgen.

  • Geringe Toleranz gegenüber Frustrationen. Sie erinnern an Fehlschläge der Vergangenheit und drücken extrem auf die Stimmung des Betroffenen.

  • Impulsives Handeln und Reden. Plötzliche Planänderungen oder neue Ideen, die sofort umgesetzt und mitgeteilt werden müssen. Eine der schädlichsten oder auch nützlichsten Symptome.

  • Eine Neigung sich unaufhörlich Sorgen zu machen. Ein Hang geradezu Ausschau zu halten nach etwas, worüber man sich Sorgen machen kann. In allem neuen Situationen oder Entscheidungen etwas negatives zu finden.

  • Unsicherheitsgefühl. Ein Gefühl der Hilflosigkeit. Als ob in jeder Sekunde alles um einem herum zusammenstürzen könnte und man ins Chaos versinkt.

  • Stimmungsschwankungen. Der Betroffene bekommt ganz plötzlich schlechte Laune, wegen einer kleiner Bemerkung oder einem negativen Gedanken oder einer Situation, die man als negatives Erlebnis in Erinnerung hat. Dies kann auch umgekehrt ins Hochgefühl und Freudentaumel kehren.

  • Innere Unruhe. Der Betroffene läuft häufig auf und ab, wechselt die Sitzhaltung, geht von einem Zimmer in's andere oder ist gereizt, wenn er nichts mit sich anzufangen weiß.

  • Grübeleien. Der Betroffene klammert sich regelrecht an einen Gedanken fest. Es kann eine Befürchtung sein oder das Durchdenken einer vergangenen oder noch bevorstehenden Situation.

  • Tendenz zum Suchtverhalten. Der Betroffene kann einem Stoff: Coffein, Nikotin, Alkohol, Marihuana, Amphetamine (Speed, Koks usw.) nicht widerstehen. Oft dient die Sucht einer fortgeschrittenen Selbstmedikation des Betroffenen.

  • Geringes Selbstwertgefühl. Das ist das unmittelbare traurige Ergebnis jahrelanger Frustrationen und Fehlschläge oder einfach das Gefühl, nie richtig durchzusteigen. Es ist beeindruckend, welches Durchhaltevermögen Betroffene trotz aller Rückschläge haben.

  • Unzutreffende Selbstbeurteilung. Kein Selbstbild. Betroffene können sich selbst schlecht beurteilen. Sie nehmen ihre Wirkung auf andere Menschen selten oder gar nicht wahr und können sie schlecht einschätzen. Dadurch machen sie sich oft klein.

  • Abhängigkeit. Sich nicht von anderen Menschen abgrenzen oder trennen können. Das Gefühl ohne diese eine Person oder mehrere Personen nicht zu Recht zu kommen, hilflos oder gar das Gefühl zu haben, nichts Wert zu sein.

  • Helfersyndrom. Das unverzichtbare Gefühl gebraucht zu werden, wie die Luft zum Atmen. Ständig für andere da zu sein und ihnen zu helfen.

 

 

Nach Hallowell und Ratey

 

(Hallowell, E./Ratey, J. (1999): Zwanghaft zerstreut oder die Unfähigkeit, aufmerksam zu sein,

S. 119 - 124, 14. Auflage, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag)

Einstein-Syndrom 2012-12-21  |  Copyright © 2014 Dirk Lostak