Kriterien für Erwachsene
      Es gibt es besondere Kriterien, welche Betroffene nachempfinden können und in denen sie sich wiedererkennen. Sie ermöglichen eine zusammenfassende Beschreibung des Gefühlszustands und der Verhaltensweisen des Individuums: 
 
   - Ein  Gefühl von Leistungsschwäche, nicht die Ziele erreicht zu haben, die  man sich gesteckt hat, ungeachtet dessen, wieviel man tatsächlich  geleistet hat.
 
 - Schwierigkeiten  mit der Organisation des alltäglichen Lebens. Ohne die Ordnungszwänge  der Schule im Hintergrund und ohne die Eltern in der Nähe, die Ordnung  schaffen, zeigen sich Betroffene den Anforderungen des Alltagslebens  möglicherweise nicht gewachsen, weil sie eine Verabredung versäumt, den  Schlüssel verloren, oder einen Termin vergessen haben.
 
 - Chronisches  Auf-die-lange-Bank-schieben. Mühe eine Sache anzufangen. Der Betroffene  widmet sich immer wieder lieber anderen Dingen, da er die Aufgabe als  zu anstrengend oder langweilig empfindet.
 
 - Schwierigkeiten  eine Sache durchzuziehen. Eine Sprunghaftigkeit immer von einer Aufgabe  zu einer Neuen zu wechseln und nie etwas wirklich zu beenden.
 
 - Eine  Neigung zu Sagen, was einem gerade in dem Sinn kommt, ohne die nötige  Überlegung, ob es der richtige Zeitpunkt oder die passende Gelegenheit  für die Bemerkung ist.
 
 - Häufige  Jagd nach Stimulierung. Immer auf der Suche nach neuen, interessanten,  aufregenden, fesselnden und waghalsigen Situationen.
 
 - Mangelnde  Toleranz gegenüber Langeweile. Betroffene werden unruhig und sofort  aktiv ihre Aufmerksamkeit auf etwas Neues zu verlegen.
 
 - Leichte  Ablenkbarkeit. Probleme die Aufmerksamkeit zu fokussieren. Eine  Neigung, mitten auf einer Seite oder in einem Gespräch abzuschalten, in  Gedanken abzuschweifen oder sich auf eine neue Situation zu  konzentrieren oder einen anderen Gedanken zu folgen.
 
 - Geringe  Toleranz gegenüber Frustrationen. Sie erinnern an Fehlschläge der  Vergangenheit und drücken extrem auf die Stimmung des Betroffenen.
 
 - Impulsives  Handeln und Reden. Plötzliche Planänderungen oder neue Ideen, die  sofort umgesetzt und mitgeteilt werden müssen. Eine der schädlichsten  oder auch nützlichsten Symptome.
 
 - Eine  Neigung sich unaufhörlich Sorgen zu machen. Ein Hang geradezu Ausschau  zu halten nach etwas, worüber man sich Sorgen machen kann. In allem  neuen Situationen oder Entscheidungen etwas negatives zu finden.
 
 - Unsicherheitsgefühl.  Ein Gefühl der Hilflosigkeit. Als ob in jeder Sekunde alles um einem  herum zusammenstürzen könnte und man ins Chaos versinkt.
 
 - Stimmungsschwankungen.  Der Betroffene bekommt ganz plötzlich schlechte Laune, wegen einer  kleiner Bemerkung oder einem negativen Gedanken oder einer Situation,  die man als negatives Erlebnis in Erinnerung hat. Dies kann auch  umgekehrt ins Hochgefühl und Freudentaumel kehren.
 
 - Innere  Unruhe. Der Betroffene läuft häufig auf und ab, wechselt die  Sitzhaltung, geht von einem Zimmer in's andere oder ist gereizt, wenn er  nichts mit sich anzufangen weiß.
 
 - Grübeleien.  Der Betroffene klammert sich regelrecht an einen Gedanken fest. Es kann  eine Befürchtung sein oder das Durchdenken einer vergangenen oder noch  bevorstehenden Situation.
 
 - Tendenz  zum Suchtverhalten. Der Betroffene kann einem Stoff: Coffein, Nikotin,  Alkohol, Marihuana, Amphetamine (Speed, Koks usw.) nicht widerstehen.  Oft dient die Sucht einer fortgeschrittenen Selbstmedikation des  Betroffenen.
 
 - Geringes  Selbstwertgefühl. Das ist das unmittelbare traurige Ergebnis  jahrelanger Frustrationen und Fehlschläge oder einfach das Gefühl, nie  richtig durchzusteigen. Es ist beeindruckend, welches  Durchhaltevermögen Betroffene trotz aller Rückschläge haben.
 
 - Unzutreffende  Selbstbeurteilung. Kein Selbstbild. Betroffene können sich selbst  schlecht beurteilen. Sie nehmen ihre Wirkung auf andere Menschen selten  oder gar nicht wahr und können sie schlecht einschätzen. Dadurch machen  sie sich oft klein.
 
 - Abhängigkeit.  Sich nicht von anderen Menschen abgrenzen oder trennen können. Das  Gefühl ohne diese eine Person oder mehrere Personen nicht zu Recht zu  kommen, hilflos oder gar das Gefühl zu haben, nichts Wert zu sein.
 
 - Helfersyndrom.  Das unverzichtbare Gefühl gebraucht zu werden, wie die Luft zum Atmen.  Ständig für andere da zu sein und ihnen zu helfen.
 
     Nach Hallowell und Ratey   (Hallowell, E./Ratey, J. (1999): Zwanghaft zerstreut oder die Unfähigkeit, aufmerksam zu sein, S. 119 - 124, 14. Auflage, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag)  
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